„Baustelle ist eingestellt“

Nicht wegen der Beschäftigung von illegalen Arbeitern, wie das auf Baustellen durchaus vorkommen kann, sondern weil das Bienenjahr zu Ende gegangen ist und die Motivation, neue Waben zu bauen, für die Bienen nicht mehr gegeben ist. Nächstes Jahr geht es dann weiter mit dem Bau dieser Honigwabe, an der bis zu diesem Punkt offensichtlich 3 Bautrupps gearbeitet haben.

Das Magazin – ein Mehrgenerationenhaus für das Bienenvolk

Was macht ein Mehrgenerationenhaus für den Menschen aus? Es gibt viele Erklärungsansätze und alle haben gemein, dass es sich an die Wohnbedürfnisse der Menschen unterschiedlichen Alters anpasst. So kann der Raum im Mehrgenerationenhaus mitwachsen, wenn die Familie größer wird oder auch umgekehrt. Höhepunkt des Raumbedarfs ist sicher dann erreicht, wenn die Kinder noch im Haus sind und die Generation der Großeltern mit dabei sind.

Gibt es ein Mehrgenerationenhaus auch in der Imkerei?

In der mitteleuropäischen Bienenhaltung gibt es viele unterschiedliche Formen von Häusern, von Schutzräumen für das Bienenvolk, oder Beuten wie der Imker sagt.
Eine Form ist das Magazin, ein modulares Kastenystem, das in Raum und Zeit erweitert und reduziert werden kann.

Im Winter, wenn das Bienenvolk sehr klein geworden ist – das ist der Zeitpunkt, wenn mehr oder weniger nur eine Generation von Bienen im Stock ist, die sogenannten Winterbienen – und nur noch knapp die Hälfte des Raumes benötigt, ist die Zeit der Reduktion gekommen.
Ich passe den benötigten Raum an die Größe des Bien an. Die Bienen sitzen dann auf 4-5 großen Waben. Die anderen, nicht mit Bienen besetzten Waben entnehme ich und schaffe Platz für eine innere Wärmedämmung.
Denn Bienen brauchen es warm. Wird das Volk im Laufe der nächsten Wochen wieder größer, weil weitere Bienen-Generationen ausgebrütet werden, wird wieder weiterer Raum gegeben.
Mitte/Ende April reicht dann ein Kasten, eine große komplette Zarge nicht mehr aus, dann werden weitere Zargen aufgesetzt – für das Mehrgenerationenhaus.

Das Magazin – im Einsatz als Mehrgenerationenhaus in meiner ökologischen und wesensgerechten Bienenhaltung!

Fünf Waben (W) die jeweils durch eine Isolierdämmschicht (I) links und rechts eingepackt werden. Rechts davon sind zwei Waben ohne Futtervorräte zu sehen, die im Laufe des Frühjahrs zu dem 5er-Wabenblock wieder dazugegeben werden, wenn es dem Bienenvolk im 5er-Wabenblock zu eng wird.
So sieht es dann aus, wenn das Winterbienenvolk im ausgehenden Winter (Ende Januar/Anfang Februar) eingepackt ist

„bin z’friede“

Das Bienenjahr 2019 in meiner Imkerei kann sich wieder sehen lassen. „Ich bin zufrieden“.

Begegnen sich zwei Imker, dann kommt nicht selten nach der einleitenden Begrüßungsformel die Frage, „wie viel Honig hast du geerntet?“ Man kann sich gut vorstellen, dass es neben dem Jägerlatein auch ein Imkerlatein gibt. Honig zu ernten ist zweifelsohne nicht unwichtig, denn ich möchte schon gerne am Honig meiner Bienen partizipieren, aber das allein ist halt nicht das Wichtigste! Viel wichtiger sollte doch die Frage sein, wie es ihnen geht, ob sie vital sind, ob sie resilient sind, also Störungen von aussen gut aus eigener Kraft kompensieren können.

Ich habe meine Bienen in diesen Tagen vor Weihnachten besucht und sie freilich auch von ihren Milben befreit – die klassische Behandlung im Winter. Das schönste für mich, wie ich bei ihnen war: sie leben fast alle noch. Einige Völker sind (etwas) schwach. Was dafür die Ursache sein könnte? Schwierig zu sagen, aber ich beobachte schon seit Jahren, dass Völker in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen mit später Blüte im Jahr (Oktober bis zum Teil Anfang November) – sogenannte Greening-Flächen – tendenziell schwächer sind als solche Völker, die derartige Flächen nicht im unmittelbaren Umfeld haben. Zu erklären ist dies damit, dass diese Völker eifrig sammeln, nicht zur Ruhe kommen – was zu dieser Jahreszeit angebracht wäre – und sich mit dieser späten Tracht schlicht und einfach verausgaben. Ein Grund mehr für mich, stadtnah oder direkt in der Stadt meine Bienenvölker aufzustellen.

Bei einem Volk habe ich die Wärmedämmung und den Deckel weggenommen und folgendes Bild zeigte sich:

Bienen steigen aus den warmen Wabengassen hoch und schauen was da wohl los ist, „wer die Tür aufgerissen und die kalte Luft hereingelassen hat“

Sie befinden sich aktuell in der Winterruhe, sitzen dicht gedrängt in den Wabengassen, geben sich gegenseitig Wärme und ernähren sich von den Früchten ihrer Sommerarbeit, von ihrem eigenen Honig.

Das ist nicht selbstverständlich, denn in aller Regel nimmt der Imker ihr Honig mehr oder weniger restlos heraus und gibt ihnen stattdessen Zuckerwasser als Winterfutter.

Ich meine wir sollten auch den „Mindestlohn“ für Bienen einführen. Was will der Mindestlohn für den Werktätigen? Ein menschenwürdiges Leben aus der eigenen Arbeit ermöglichen. Und so eben der „Mindestlohn“ für die Bienen. Auf eigenem Honig sollen sie überwintern dürfen. Das ist das Mindeste, was wir ihnen schulden.

Trotz „Mindestlohn“ – also dass sie einen Teil ihres eigenen Honigs für den Winter behalten dürfen und ihnen nicht der letzte Tropfen weggenommen wird – gibt es für mich immer noch reichlich Gaben aus einem Bien – aus einem Bienenvolk: ca. 15 kg Honig, ca. 500 g Wachs, Propolis und ca. zwei neue junge Bienenvölker, die aus dem natürlichen Vermehrungsprozess des Altvolkes heraus entstanden sind und ja nicht zuletzt: jede Menge Freude!

Diese Freude mit den Bienen durfte ich in diesem Jahr nicht nur bei den Teilnehmer*innen von meinen mittlerweile klassischen Imkerkursen erleben, sondern insbesondere bei Schüler*innen der Berufschulstufe der St.-Nikolaus-Schule in Erding, an der geistig und mehrfach behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gefördert werden. Der Kurs erstreckte sich über 7 Tage, beginnend im Januar und abschließend im Juli. Wir haben Bienenkerzen gezogen, die dann von der Schülerfirma verkauft wurden, haben Bienenkästen in der schuleigenen Werkstatt gebaut, haben einem Schwarm ein Zuhause gegeben – im von uns selbst Gebautem – und natürlich auch Honig geschleudert. Die Freude des Schülers Dennis beim Duft an einer frisch gezogenen Wachskerze ist mir immer noch in Erinnerung. Bilder zu diesem Workshop kann ich wegen des Datenschutzes hier leider nicht veröffentlichen, aber ein abendliches Stimmungsbild bei Kerzenschein am Bienenstand in der Adventszeit.

„bin z’friede“ mit dem Bienenjahr 2019!

18.12.2019/UM