Mit dem Sommerhonig durch den Winter

Der Sommerhonig 2017 stammt vorwiegend aus dem kleinstädtischen Umfeld von Freising. Ich wurde von einem Kunden gefragt wie es denn sei mit der Belastung des Honigs aus der Stadt? Im ersten Moment liegt dieser Gedanke nahe, haben einige Städte doch massive Probleme mit ihrer Luftreinhaltung.

Stadthonig aus Berlin wurde neben den Leitsubstanzen Blei, Cadmium und den PAKs (Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe) auch noch auf weitere Substzanzen untersucht.
Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Werte sowohl bei Blei und Cadmium als auch bei den PAKs unter den Grenzwerten für Trinkwasser bleiben.
Wie es nun dazu kommt, dass wir einerseits über schlechte Luftqualität in Städten zu beklagen haben, andererseits der Honig aus „diesem Milieu“ gute Werte aufzeigt, ist noch zu diskutieren. Wissenschaftlich ist das noch nicht geklärt.
Liegt es daran, dass die Nektardrüsen der Pflanzen, aus denen die Bienen den süßen Stoff gewinnen, gegenüber Feinstaubbelastung relativ gut geschützt sind?
Liegt es daran, dass das Bienenwachs als Aufbewahrungs- und Reifebehältnis des Honigs im Bienenstock als Filter wirkt? (Deshalb ist mir in meiner Bienenhaltung eine hohe Wabenerneuerungsrate so wichtig!)
Liegt es daran, dass die Bienen selbst mit ihrem Organismus vielleicht als Filter wirken?

Nehmen wir also nicht nur den Honig, sondern auch diese Meisterleistung des BIEN als Gabe dankend an. Der Ausdruck BIEN stammt von Herrn Ferdinand Gerstung (1860-1925). Nach Gerstungs Auffassung handelt es sich nicht mehr nur um ein „Bienenenvolk“, sondern um einen „BIEN“, um einen Gesamtorganismus höhrer Ordnung als nur einem Volk.

aus dem Newsletter vom Juli 2017

Nachtrag:

Ich wurde darauf hingewiesen, dass das ja alles recht und schön sei, was ich da schreibe „aber womit überwintern denn deine Bienen, nachdem du ihnen im Sommer ´ihren´ Honig genommen hast?“ Grundsätzlich gilt bei mir entsprechend meines Leitbildes https://miller3bienen.de/leitbild/, dass die Honigentnahme einerseits nicht bis auf den letzten Tropfen erfolgt und andererseits so rechtzeitig im Jahr ist, dass sie noch ausreichend für den Winter Honigvorräte aufbauen können. Das heisst nur ein sehr geringer Teil ihres Winterfutters ist mit Zucker zugefüttert und das ist z.B. in 2017 dem Umstand geschuldet, dass sie in Schlechtwetterphasen Unterstützung brauchten.

Honig aus Naturwaben

Honig aus Naturwaben

Honig ist eben nicht gleich Honig. Mitentscheidend für den Geschmack des Honigs ist das „Behältnis“, in dem der Honig heranreifen durfte. Vergleichbar mit der Reife von Weinen in ausgewählten Behältnissen. In allen BIO Verbänden – auch demeter – ist es erlaubt, dass Wachsplatten, sogenannte Mittelwände, für den Bau der Waben im Honigraum eingesetzt werden. Das beschleunigt freilich den Wabenbau und erhöht den Honigertrag. Nicht so in meiner Bienenhaltung.
Nach dem Leitbild von devorim – wie ich meine Bienen halte – müssen/sollen alle Waben auch im Honigraum über Naturwabenbau entstehen.
Das bedeutet mehr Bautätigkeit für die Bienen, sie müssen mehr Wachs schwitzen, was ich als revitalisierend für das Bienenvolk feststelle. Der Honig, der dabei rauskommt: ein besonderer Genuss für den Honigliebhaber – ein Honig mit einem Alleinstellungsmerkmal.

Wer gerne benachrichtigt werden möchte, sobald die neue Ernte im Glas abgefüllt ist, bitte den Newsletter abonnieren: dazu bitte ein Mail mit Betreff „Newsletter-ja“ an bienen@miller3.de senden

Autor: Ulrich Miller, 01.12.2016 | Bildrechte liegen bei Ulrich Miller

Devorim

Wer kennt sie nicht die Figur der Devorah im sogenannten Alten Testament? (Verbreiteter ist die Aussprache Deborah im Deutschen). Sie war eine Prophetin zur Zeit der Richter (ca. 1.200 bis 1.000 v.u.Z.) und ihre besonderen Qualitäten bestanden im Führen eines Volks im Rahmen einer kriegerischen Auseinandersetzung. Nachzulesen im Buch der Richter samt dem bekannten Deborahlied.

Devorah ist auch das hebräische Wort für die Biene, devorim ist die Pluralform dazu, bezeichnet also die Bienen. Interessant ist nun, dass die hebräischen Wörter „devorah“ und  „davar“ (דבר, dt. Wort ) im Hebräischen eine gemeinsame Sprachwurzel haben sollen. Und laut dem Wörterbuch von GESENIUS hat diese Wurzel viele Bedeutungen. Um nur einige wenige zu nennen: „setting in a row, ranging in a order“ oder „to lead, to guide, especially to lead flocks or herds to pasture“ und am häufigsten gebraucht im Sinne von: „to speak, to put words in order“.
Dieses Wort bekommt dann nochmals eine weitere Bedeutungsebene wenn von göttlicher Weisung die Rede ist und diese Sprachwurzel wieder auftritt. Überrascht das einen, wenn man das liest, dass Bienen aus demselben sprachlichen Holz geschnitzt sein sollen, wie das „Wort“ als Grundstoff der Kommunikation? Bienen werden mitunter in alten Mythen auch als Botschafterinnen bezeichnet. Verständlich, wenn man nur an ihre Kommunikationskünste denkt, beschrieben als Bienentanz von den Pionieren der Soziobiologie, von Karl von Frisch oder von seinem Schüler Martin Lindauer?

Lassen wir uns von ihrem Sozialverhalten inspirieren, insbesondere von ihrem unermüdlichen Eifer, sich mitzuteilen und damit eine Grundlage für ein Miteinander zu schaffen.

Autor: Ulrich Miller, 07.11.2016 | Bildrechte liegen bei Claudia Lupo